Juni 2010 - Reise nach Batsch
Mit Freunden in die "alte Heimat" Batsch
von Gottfried Stemmer
Am 3. Juni sind wir mit einem VW-Bus (acht Personen) in das Kloster Batsch gefahren. Im Kloster Batsch wurden wir schon von Pater Josip SPEHAR erwartet. Batsch ist ein alter Festungsort mit dem fast ebenso alten Franziskanerkloster.
Das Kloster wurde so weit als möglich in guten Zustand versetzt und wenn die Ansprüche nicht so groß sind (WC und Waschbecken am Gang), bietet essogar für freiwillige Spenden 10 Klosterzimmer zum Übernachten an. Pater Josip hat Ziegen, Schweine, Hühner etc., einen großen Garten und hält mit zwei Helfern die Stellung.
Für uns hat er auch gleich eine junge Ziege schlachten lassen. Es war eine sehr warmherzige Atmosphäre und alle waren davon begeistert.
Von dort aus sind wir am 4. Juni nach Erdevik gefahren. Es hat geregnet,aber trotzdem warteten vor der Kirche eine Gruppe Menschen auf uns. Der Empfang war sehr herzlich. Getränke und Kuchen wurden im alten Pfarrhaus serviert. Natürlich haben wir auch den Friedhof besucht. Für den Abend hat uns Pfarrer Valentin in ein Restaurant, an der Hochwasser führenden Donau bei Ilok, eingeladen.
Am 5. Juni sind wir nach Kukujevci gefahren, wo wir von kroatischen Katholiken freudig erwartet wurden. Vor dem innerjugoslawischen Krieg 1995 lebten dort 2.000 kroatische Katholiken, heute sind es nur noch sieben. Allgemein wurde uns gesagt, wenn auch der 2. Weltkrieg schlimm war, aber dieser innerjugoslawische Krieg 1991–1995 war noch viel schrecklicher. Pfarrer Nikica aus Schied hat für uns in der barocken aber sehr desolaten Kirche in Kukujevci eine Messe gehalten. Dann sind wir nach Morovic gefahren, da sind eine noch ältere Kirche aus der Zeit vor den Türkenkriegen und das Lieblingsprojekt zur Restaurierung von Pfarrer Nikica.
Am 6. Juni ist meine Reisegruppe wieder nach Hause gefahren. Wie mir alle sagten, hatten sie das Erlebte nicht erwartet und waren sehr beeindruckt. Ich bin noch bis 7. Juni im Kloster geblieben, Pater Josip hat mit einem Diakon und mir die orthodoxen Kloster Krusedol und Grgeteg (Frauenkloster, Marienbild mit 3 Händen) und das Kloster Novo Hopovo besucht.
Dann ist der Diakon Antonius, ein Freund aus Attnang, kroatischer Abstammung, mit seinem Auto gekommen und wir sind in das Militärhotel Morovic gefahren (ehemals für Tito gebaut, mit 300 ha eingezäuntem Jagdgebiet, jetzt versuchen sie es irgendwie privat zu vermieten).
Am 8. Juni habe ich Ahnenforschung gemacht; Eintragungen im Firmbuch und Gräber in Kukujevci fotografiert. Nach einer Einladung bei Familie Jovica Stevic und Besichtigung des Denkmals für die im Todeslager „Svilara“ Verstorbenen haben wir am 10. Juni das orthodoxe Kloster Privina Glava besucht. Am Nachmittag waren wir in Erdevik und in meinem Eltern- und Geburtshaus.
Die derzeitige Besitzerin sagte: „Der Hausherr kommt“ und hat mir sogar angeboten, das Haus billig zu verkaufen. Aber nur das Haus ohne die Gemeinschaft der Menschen, wo wir uns einst geborgen fühlten,kann nicht Heimat sein.
Am 11. Juni hat mich Diakon Antonius zum Bahnhof „Ivanic Grad“ bei Agram gebracht, er hatte dort familiäre Verpflichtungen und ich habe die etwas abenteuerliche Reise per Bahn nach Hause angetreten.
Aber was wäre schon eine Reise in den Balkan ohne Abenteuer!?