August 2016 - Reise in die Vojvodina
Reisebericht von Elke Fiedermutz
Ein großer Bus wurde gechartert und 23 Personen mit meist donauschwäbischen Wurzeln machten sich auf den Weg. Bürgermeister Paul Mahr hatte sich vorgenommen ein gebrauchtes Feuerwehrauto der serbischen Gemeinde Deronje zu übergeben. Zuerst steuerten wir unser Hotel in Novi Sad an. Am Abend wurde die quirlige Stadt erkundet. Auch unsere jüngeren Mitreisenden waren erfreut über das rege Treiben der modernen Donaustadt.
Am nächsten Tag kam es zur symbolischen Übergabe des Feuerwehrautos in Deronje. Bis zur Überreichung des Bildes mit dem Feuerwehrauto durch zwei junge Marchtrenker Feuerwehrleute verkürzte uns eine schnell herbeigeeilte Zigeunerkapelle die Wartezeit. Das zu ersetzende, eher antik wirkende Feuerwehrauto, das noch immer seinen Dienst tut, wurde von unserer interessierten Gruppe begutachtet.
Weiter ging es nach Hodschag, wo Herr Lauber, der die Fahrt angeregt hatte, in der sehenswerten Kirche St. Michael, die reparaturbedürftige Orgel vorstellte. Zwischendurch speisten wir sehr gut in einem typisch serbischen Lokal.
Nächster Programmpunkt, das Kloster Bac, ein historisch wertvolles Gebäude, das romanische Mauern und osmanische Elemente aufweist, hat eine Renovierung auch dringend nötig. Pater Josip, ein betagter kroatischer Franziskanermönch, hält dort mit seinen verschiedenen Haustieren die Stellung.
Nur einen kurzen Fußweg vom Kloster entfernt besuchten wir ein kleines Heimatmuseum und konnten uns mit von der Hausfrau selbstgemachen Säften und Kaffee stärken.
In Bac gibt es auch eine verfallene Burg, zu der wir einen Spaziergang unternahmen.
Am dritten Tag unserer Reise konfrontierte uns Rudolfsgnad mit seiner schrecklichen Vergangenheit. Der Weg führte uns zuerst auf den Friedhof und in die Kapelle mit dem Triptychon "Donauschwäbische Passion" das von dem Künstler Professor Robert Hammerstiel (* 1933 in Werschetz) geschaffen und für die Friedhofskapelle in Rudolfsgnad gestiftet wurde. 3000 Lagertote sind hier auf diesem Friedhof beerdigt.
Auf der Teletschka, etwas außerhalb gelegen, begrub man weitere 9000 Menschen in Massengräbern. Der „Gedenkstättenverein Baron Lorenz“ hat die Denkmäler aufstellen lassen und pflegt die Anlagen auch weiterhin. Das mehr oder weniger verfallene Dorf konnte man nicht als Augenweide betrachten.
Wohlgefühlt haben sich alle in einem Fischrestaurant in Titel an der Theiss, wo wir aufs Beste verköstigt wurden.
Sehr spannend empfand ich unser nächstes Ziel – Apatin. Boris Masic, zur Hälfte Donauschwabe und Mitarbeiter des Restitutionsverfahrens, führte uns zur Donau, wo im 18. Jahrhundert viele Ulmer Schachteln angekommen waren. Die Stadt konnte früher mit zahlreichen Industriebetrieben aufwarten. Schiffsbau, Seilereien, Schuhindustrie, Textilfirmen u.a. hatten hier ihren Sitz und sicherten den Wohlstand Apatins. Mit einem berühmten Mitbürger konnte auch aufgewartet werden: Der Operettenkomponist Paul Abraham wurde hier geboren (Mörbisch führte in diesem Jahr „Viktoria und ihr Husar“ von ihm auf).
Herr Masic zeigte uns auch sein Museum, in dem er kirchliche Gegenstände aus deutschem Besitz sammelt.
Das Gegenstück zu Apatin ist Sombor, eine schöne Stadt, sie war für die Kultur in dieser Gegend zuständig. Auch Herr Beck von der Hilfsorganisation St.-Gerhards-Werk, den wir anschließend besuchten, hat donauschwäbische Hinterlassenschaften gelagert. Das St.-Gerhards-Werk wird von Baden- Württemberg und Bayern aus finanziert. Das besuchte Haus beherbergte früher einen Kindergarten im bayerischen Rosenheim, wurde abgebaut und in Apatin wieder aufgestellt. Von hier aus unterstützt das Hilfswerk bedürftige donauschwäbische Familien in Serbien.
Unsere Mittagspause verbrachten wir in einem zu einem Restaurant ausgebauten Salasch. Eine kroatische Familie bewirtschaftet es. Hier wurden wir auch wieder kulinarisch verwöhnt. Es gab Nudelsuppe, Gegrilltes, Mohn – sowie Kirschstrudel in selbstgemachter Qualität. Selbstgebastelte Reiseandenken waren zum Kauf angeboten.
Auf dem Heimweg zu unserem Hotel besuchten wir in Filipowa das Mahnmal der Donauschwaben.- Auch eine sehr traurige Geschichte.- Auf dieser Wiese wurden Ende 1944 212 donauschwäbische Männer im Alter zwischen 16 und 60 Jahren umgebracht. Ein Bruder von Erzbischof Zolitsch war auch darunter.
Zu unserem letzten Tag in Serbien gehörte zuerst ein Besuch in den unterirdischen Gängen der Festung Peterwardein. Anschließend ging es weiter in die Frankenberge nach Sremski Karlovci und zum orthodoxen Kloster Krusedol.
Die Kirche Maria Schnee, ein Wallfahrtsziel vieler Donauschwaben zur damaligen Zeit und dazu noch geschichtsträchtig, wurde als nächstes angesteuert. Hier befindet sich die schwarze Madonna, ein Gnadenbild, das Prinz Eugen bei seinen Kriegen immer mitführte. Es wurde ihm von der Stadt Venedig geschenkt. An dieser Stelle stand auch das Zelt des Heerführers, wo er das Kriegsgeschehen der Schlacht von Peterwardein verfolgte. 300 Jahre ist dies her und zu diesem Anlass erbaute man ein kleines Museum, das wir auch besichtigten.
Unser letztes gemeinsames Essen bei dieser Reise nahmen wir in einem Lokal, direkt an der Donau, ein. Bei Zigeunermusik haben wir uns wieder köstlich gelabt.
Sehr beeindruckt von den Erlebnissen der letzten Tage trat unsere Reisegruppe die Heimreise an.