Jovica Stevic - Ein Freund und Helfer
von Konsulent Oskar Feldtänzer
Dipl. Ing. Jovica Stevic in Sremska Mitrovica (Syrmisch Mitrowitz) ist ein gerechtigkeits- und wahrheitsliebender Mensch. Er wohnt in einem Stadtteil von Mitrowitz, der vor dem Krieg überwiegend von Deutschen bewohnt war, die im 19. Jahrhundert aus Hessen nach Mitrowitz gekommen waren. Daher erhielt er den Namen Hessendorf (auf serbisch Hesna). Hier entstand bereits im ersten Jahrzehnt nach dem ersten Weltkrieg ein von den Deutschen gegründeter Fußballklub, der sich „Radnicki“ betitelte (auf deutsch „Arbeitersportverein“), der im Sportleben der Stadt vor dem Krieg eine wichtige Rolle spielte und beachtliche Erfolge aufzuweisen hatte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tradition dieses Klubs von den nunmehr serbischen und kroatischen Sportlern von Hessendorf fortgesetzt, zu dessen leitenden Funktionären auch der schon genannte Dipl. Ing. Jovica Stevic gehörte, der beauftragt wurde, die Geschichte des Klubs zu erforschen und in einem Buch zu veröffentlichen.
Bei seinen Forschungen stellte er fest, dass der Klub auf deutsche Wurzeln zurückgeht, was ihn veranlasste, sich mit der Frage zu befassen, was mit den einstigen deutschen Bürgern von Mitrowitz geschehen ist. Als er dieser Frage nachging, stellte er schreckliche Dinge fest, unter anderem auch, dass sich auf dem Gelände des heutigen Sportplatzes Massengräber befinden, die die sterblichen Überreste von rund 2000 deutschen Todesopfern, des Vernichtungslagers in der ehemaligen Seidenfabrik „Svilara“ enthalten, von deren Gebäude auch heute noch Überreste vorhanden sind. In diesem Lager wurden vornehmlich Deutsche aus Syrmien interniert, aber auch aus der Batschka und dem Banat, die durch die unmenschlichen Lagerzustände, durch Hunger, Kälte, Typhus und Ruhr ihr Leben einbüßten.
Das Bestürzende an dieser menschlichen Tragödie ist auch heute noch, dass sie den heutigen Stadtbürgern von Mitrowitz so gut wie unbekannt ist, besonderes aber von den jüngeren Stadtbürgern total ignoriert wird. Stevic entstammt einer Partisanenfamilie, wo aber in seinem Heimatort im Haus seiner Familie deutsche Soldaten einquartiert waren, die ein einwandfreies Verhalten an den Tag legten, so dass sich zwischen ihnen und der Familie von Stevic ein auf gegenseitiger Achtung aufbauendes fast freundschaftliches Verhältnis entwickelte.
Ich selbst und die Donauschwäbische Kulturstiftung in München haben an Stevic einiges deutsches Material über den Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Tito-Jugoslawien zugesandt, um ihm eine authentische Information zu ermöglichen und er schrieb mir damals:
„Nunmehr haben Sie mir ermöglicht, dass ich genau und dokumentiert erfahren kann, was sich dort alles ereignet hat. Da ich nicht Deutsch kann, habe ich begonnen, Wort für Wort zu übersetzen, was für mich eine schwere und mühsame Arbeit ist, aber ich hoffe, dass es mir gelingen wird und ich werde auch versuchen, das Übersetzte zu drucken. Diese Übersetzung wird mir sicherlich helfen, ein wenig Deutsch zu lernen. Die Dokumentation, die Sie mir geschickt haben, habe ich einigen meiner Freunde gezeigt, die tatsächlich sehr überrascht waren, wie ich dazu gekommen bin, da sie auch an der Geschichte unseres Stadtteiles Hesna interessiert sind. Da ich hier im Stadtteil Hesna von allen Leuten außerordentlich geschätzt und geachtet werde, vor allem wegen des von mir verfassten Buches und auch deswegen, weil ich ein guter Präsident des Fußballklubs „Radnicki" war, habe ich das Thema der hiesigen Deutschen angeschnitten, wobei ich in Diskussionen das Leiden dieser unschuldigen Menschen durch das kommunistische Regime verurteilte."
"Viele der jüngeren Menschen hatten davon keine Ahnung, und sind sich nicht bewusst, wenn sie ihre Zeit auf dem Spielplatz des FK „Radnicki" mit sorglosem Spiel oder mit der Anfeuerung ihres Klubs oder der Freude über ihn während der Wettspiele verbringen, dass sie über Massengräber unschuldiger (deutscher) Menschen, Frauen und Kinder schreiten oder sich in deren unmittelbaren Nähe befinden. In Diskussionen haben mir sogar manche Nichtinformierte vorgehalten, was es denn dann mit den Lagern in Deutschland auf sich habe, mit Auschwitz, Mauthausen und anderen. Dazu habe ich erklärt, dass es dabei keinen Widerspruch gebe. Diese Lager haben bestanden, auch in ihnen hat es Verbrechen gegeben, doch diese Lager sind in Deutschland und der ganzen Welt bekannt, und sie werden nicht verheimlicht. Aber diese unsere Lager in Jugoslawien sind unbekannt und sie werden derzeit noch sorgfältig geheim gehalten.“ Das war 2004.
Mit den Präsidenten-, Provinz- und Gemeinderatswahlen 2008 ist in Serbien eine neue Mentalität im Wachsen und eine größer werdende Offenheit spürbar. Ein serbischer Bezirksvorsteher meinte 2010: "Wir sind eine andere Welt geworden". Stevic konnte sich die zunehmende Toleranz in Serbien zu Nutze machen.
Lassen wir die Vergangenheit hinter uns
Die Zeitung DANAS vom 23. September 2008, brachte auf Seite 19 folgenden bemerkenswerten Bericht anlässlich der Segnung der Gedenkstätte. Die Übersetzung stammt von Konsulent Oskar Feldtänzer.
> In Syrmisch Mitrowitz wurde ein Erinnerungskreuz für die Deutschen errichtet, die im Lager Svilara von 1945 bis 1947 umgekommen sind. <
von J. Zurkovic
Sremska Mitrovica – Die Völker, Menschen und Staaten haben in der Vergangenheit einander viele Übeltaten zugefügt. Wir wünschen nicht, dass sich diese Übeltaten wiederholen und wir müssen uns daher an unsere Vergangenheit erinnern. Durch das Aufdecken der Perioden der Verbrechen und indem wir sie uns vor Augen halten, können wir einen guten Weg einschlagen. Mit dem heutigen Akt übergeben wir der Öffentlichkeit üble Ereignisse der Vergangenheit, aber nicht mit dem Ziel, den alten Hass wieder zu entfachen, sondern um diesen schweren Zeiten einen Schlusspunkt zu setzen.
Durch die Erinnerung an diese Zeiten legen wir das Fundament für eine Hinwendung zu einer Zusammenarbeit und allem Positiven, das in jedem Menschen vorhanden ist. Das serbische und das deutsche Volk haben im Laufe ihrer Geschichte oft zusammengearbeitet und einander ihr bestes Antlitz gezeigt. Daher können wir bei der Errichtung dieses Kreuzes sagen, dass wir die üble Vergangenheit hinter uns zurücklassen und uns einer besseren Zukunft hinwenden wollen, sagte Nenad Lemajic im Namen der Stadtgemeinde Mitrowitz bei der Einweihung des Erinnerungskreuzes für die Erinnerung der im Lager umgekommenen Donauschwaben. Das Erinnerungskreuz wurde im katholischen Friedhof in Mitrowitz errichtet als Zeichen des Gedenkens an die Donauschwaben, die im Lager für Internierte und Zwangsarbeiter, das zwischen 1945 und 1947 bestand, umgekommen sind.
An der Einweihung des Erinnerungskreuzes nahmen u. a. teil: Vertreter der deutschen und österreichischen Gesandtschaften der Gemeinde Mitrowitz und Altpadua, des Verbandes der Donauschwaben, deutscher Vereine Serbiens und der Vojvodina, Kroatiens und Sloweniens, wie auch Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche. Die Aufstellung dieses Mahnmals wurde von der Landsmannschaft der Donauschwaben in Deutschland, dem Weltdachverband der Donauschwaben und der Direktion für den Stadtausbau von Mitrowitz unterstützt.