Land Oberösterreich übernimmt die Patenschaft für die im Kulturverein der Heimatvertriebenen in Oberösterreich organisierten Volksgruppen
LH Dr. Josef Pühringer:
"Geschichte der Heimatvertriebenen ist Teil der Landesgeschichte Oberösterreichs".
Die OÖ Landesregierung hat einstimmig beschlossen, die Patenschaft für die im Kulturverein der Heimatvertriebenen in Oberösterreich organisierten Volksgruppen zu übernehmen. Dabei handelt es sich um die Volksgruppen der Donauschwaben, der Sudetendeutschen, der Siebenbürger Sachsen, der Buchenlanddeutschen sowie der Karpatendeutschen.
Damit bekundet das Land Oberösterreich seine Verbundenheit mit diesen Volksgruppen, deren Geschichte eng mit jener des Landes Oberösterreich verknüpft ist und unterstützt sie bei ihren kulturellen Aufgaben.
Gerade aus Anlass "90 Jahre Oberösterreich" will das Land Oberösterreich ein deutliches Zeichen des Dankes und der Anerkennung für die Heimatvertriebenen setzen.
"Rund 120.000 Heimatvertriebene haben im letzten Kriegsjahr und unmittelbar danach in Oberösterreich ein Zuhause gefunden", so Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer. "Die 'neuen' Oberösterreicher haben sich ihre Integration im Land rasch selbst erarbeitet.
Damit ist die Geschichte der Heimatvertriebenen auch ein Teil der Landesgeschichte geworden und damit auch ein Teil der Erfolgsgeschichte, die das Land in den letzten sechs Jahrzehnten geschrieben hat.
Aus einem Land der Kriegszerstörungen und der Flüchtlingsbaracken, das die Heimatvertriebenen bei ihrer Ankunft hier vorgefunden haben, ist eine Zukunftsregion im Herzen Europas geworden, die bei den wesentlichen wirtschaftlichen Kenndaten wie Wachstum, Export und Arbeitslosenquote im europäischen Spitzenfeld liegt.
Heimatvertriebene waren und sind aber nicht nur wichtige Schrittmacher der wirtschaftlichen Entwicklung dieses Landes. Sie bereichern auch das Kulturland Oberösterreich. Sie sind heute aus unserer Kultur- und Volkskulturlandschaft nicht mehr wegzudenken.
Europa gedenkt im kommenden Jahr des 20. Jahrestages des Falles des Eisernen Vorhangs. Damit endete die sogenannte "Nachkriegsordnung" in Europa, die gewaltsame Teilung des Kontinents wurde überwunden. Damals begann ein Prozess, der im Jahr 2004 mit der Aufnahme der Länder Mittel- und Osteuropas in die Europäische Union seinen Höhepunkt fand.
Europa ist aber mit dem Fall der Grenze noch nicht fertig gebaut. Hier sind auch viele Anstrengungen nötig, um die letzten bestehenden Grenzen in den Hirnen und Herzen zu beseitigen. Gerade die Heimatvertriebenen leisten hier wertvolle Beiträge.
Etwa durch humanitäre Projekte in ihrer alten Heimat. Durch diese humanitäre Hilfe werden Heimatvertriebene auch zu einer Visitenkarte unseres Landes und tragen so zum Ansehen Oberösterreichs in Europa bei.
Bereits am 14. Juni dieses Jahres fand in Marchtrenk erstmalig der Erinnerungstag der Heimatvertriebenen in Oberösterreich statt. "Ab heuer soll jährlich ein Tag im Jahr im Zeichen der Heimatvertriebenen stehen. Im Zeichen ihrer Geschichte, im Zeichen des Unrechts, das ihnen angetan wurde, im Zeichen des Gedenkens an die Opfer, die dieses Unrecht gefordert hat, aber auch im Zeichen ihrer Leistungen für Oberösterreich und im Zeichen ihrer wertvollen kulturellen Beiträge für unser Land", so Pühringer. "Ohne die Heimatvertriebenen wäre Oberösterreich um vieles ärmer. Sie sind heute ein wertvoller Teil Oberösterreichs, sie gehören zu uns, wir sind gemeinsam Oberösterreich."
Ing. Anton Ellmer
in seiner Funktion als Obmann des Kulturvereins sagte,
dass die Heimatvertriebenen in der Übernahme der Patenschaft durch das Land Oberösterreich ein Zeichen der besonderen Verbundenheit sehen, wofür sie dem Landeshauptmann und Land Oberösterreich von ganzem Herzen danken. Auch den im Oberösterreichischen Landtag vertretenen Parteien dankte er für die einstimmige Annahme des Antrages des Landeshauptmannes.
Auch den Kollegen von der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen dankte er sehr herzlich für deren Anregung zu dieser Patenschaft.
Weiters sagte Obmann Ellmer:
Auf die Landsmannschaften warten auch in Zukunft noch große Aufgaben, welche diese ohne politische Unterstützung einfach nicht bewältigen können. Und hier drängt die Zeit, denn diese Probleme sollten wir, die letzten noch lebenden Zeitzeugen aus der Welt schaffen.
Die Probleme unserer Sudetendeutschen Kollegen sind ja hinlänglich bekannt.
Wenn ich jetzt aber als Obmann der Donauschwaben spreche, dann verweise ich nur einmal auf die derzeitige internationale Situation:
1) Der Europarat verlangt in seiner Entschließung 1485 vom 25. Januar 2006 die internationale Verurteilung von Verbrechen totalitärer kommunistischer Regime. Den Opfern wird vom europäischen Parlament das Mitgefühl ausgesprochen. Die kommunistischen oder postkommunistischen Parteien werden aufgerufen, ihre eigene Geschichte zu erforschen und sich klar und unmissverständlich von den begangenen Verbrechen zu distanzieren.
2) Auf Basis der Resolution des Europäischen Parlamentes hat das kroatische Parlament eine Deklaration verabschiedet, welche der Empfehlung des Europäischen Parlamentes folgt.
3) Der ungarische Staatspräsident hat sich in einem ausführlichen Schreiben bei den vertriebenen Schwaben und ihren Familien für das ihnen widerfahrene Unrecht und die Ungerechtigkeit entschuldigt.
Das ungarische Parlament hat im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der deutschen Vertriebenengeschichte einen Gedenktag für die Vertreibung der Deutschen abgehalten, an welcher auch der Präsident des Deutschen Bundestages teilnahm. Die Parlamentspräsidentin Katalin Szili hat mit mitfühlenden Worten die Vertreibungsdekrete als „Dokumente der Schande“ bezeichnet.
Und Serbien?
Das Parlament der Autonomen Provinz Vojvodina fasste bereits 2003 eine Resolution zur Aufhebung des Prinzips der Kollektivschuld, und hat damit einen zukunftsweisenden Schritt getan.
- Das Parlament der Autonomen Provinz Vojvodina hat durch eine parlamentarische Untersuchungskommission die Wahrheit über die Geschehnisse erarbeitet und veröffentlicht.
- Serbien hat ein beispielhaftes Minderheitengesetz geschaffen. Der politische Fortschritt hat sich somit unaufhaltsam in Bewegung gesetzt - aus diesem Grunde ist auch die Zeit gekommen, dass Serbien in die Europäische Union aufgenommen und wird und dass es die auf den AVNOJ – Beschlüssen beruhende Gesetze zur Entrechtung der Donauschwaben aufhebt.
Wir als Landsmannschaft unterstützen jede diesbezügliche Bemühung Serbiens mit ganzer Kraft.
Die Aktivitäten unserer Landsmannschaft sind also in hohem Maße auch im Interesse des Landes Oberösterreich.
Sie sind in erster Linie auf eine bessere und friedliche Zukunft und eine friedliche Nachbarschaft ausgerichtet, wie es schon unsere Vertreter in der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ am 5. August 1950 proklamiert haben.
Wir begrüßen daher diese nun besiegelte Patenschaft von ganzem Herzen, erwarten wir uns doch dadurch künftig nunmehr auch offizielle politische Unterstützung.
Ein weiterer ganz wichtiger Punkt ist unsere Geschichte, welche zwar ein wesentlicher Teil der Österr. Geschichte ist, von der aber in unseren Schulen nichts gelehrt wird und die auch in keinem Geschichtsbuch steht.