Wege zur Versöhnung in Europa

Pertenstein / Traunstein. Wie das Leben so spielt: ERZBISCHOF ROBERT ZOLLITSCH, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und HANS LAUBER, der rührige "Schlossherr" von Pertenstein, sind im heutigen Serbien zur Welt gekommen, in nur acht Kilometer voneinander entfernten Orten in der Batschka. Jahrzehnte später trafen sich ihre Lebenswege, weil beide, seit Kriegsende in Deutschland zu Hause, ihrer alten Heimat helfen und Wege zur Versöhnung auftun wollten. Jetzt haben sie ein weiteres, ehrgeiziges Hilfsprojekt gestartet.

Ein Gemeindezentrum soll in der Gemeinde Hodschag (heute Odžaci) in Serbien als Ort der Begegnung gebaut werden. Dafür wird ein Gebäude in Traunstein, das nicht mehr gebraucht wird, ab- und in Serbien wieder aufgebaut. Die Krankenpflegeschule in Traunstein, die derzeit als Kinderkrippe genutzt wird und demnächst einem neuen Parkhaus weichen muss. Zimmermeister Hans Donhauser aus Seebruck wird dieses Fertighaus – seit 2003 schon das vierte Gebäude (!) –  mit Fachleuten aus Serbien und Helfern aus der Region fachgerecht abbauen, den Transport herrichten, über die gut 800 Kilometer lange Strecke transferieren und wieder sorgfältig aufbauen. Als "solide juristische Basis" soll für die Aktion ein Verein unter dem Titel "Dr.-Zollitsch -Akademie" unter dem Namen des Erzbischofs gegründet werden. Vielleicht wird eines Tages auch eine Stiftung daraus.

Mit einem Essen, einem von festlicher Musik umrahmten Gottesdienst, mit Blasmusik, Smalltalk mit dem Erzbischof und kurzer Präsentation des Vorhabens fiel in Pertenstein der Startschuss.

Mit dabei waren auch Abordnungen der Feuerwehren aus dem Landkreis Traunstein, die in früheren Aktionen von Hans Lauber ausgediente Fahrzeuge nach Serbien abgegeben haben.

 

Am nächsten Tag folgte eine Besichtigung des Krippengebäudes am Klinikum Traunstein mit Peter Blaha (HOG Hodschag), Agnes und Adam Kupferschmidt (HOG Filipowa), Initiator Hans Lauber, Klinikchef Stefan Nowack, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Landrat Hermann Steinmaßl, Landtagspräsident a. D. Alois Glück und Zimmermeister Hans Donhauser (v.l.n.r.). Laut Steinmaßl ist der Landkreis gerne bereit, das Gebäude für den sozialen Zweck zur Verfügung zu stellen.

Alle Beteiligten betonten, dass es darum gehe, den Menschen in Serbien zu helfen und innerhalb Europas Brücken zu bauen und die Versöhnung zu fördern. Dazu gehört die Vorgeschichte, von der Zollitsch ganz persönlich betroffen ist: In Filipowa, wo er 1938 in einer donauschwäbischen Familie geboren wurde, sind 1944 über 200 deutschstämmige Ortseinwohner von der jugoslawischen Volksbefreiungsarmee ermordet worden, darunter Zollitsch´s 16-jähriger Bruder. Der damals sechsjährige Robert, seine Großmutter und drei Cousinen wurden in ein Lager gebracht, aus dem sie 1946 nach Deutschland fliehen konnten.

2011 durfte Dr. Robert Zollitsch – inzwischen Erzbischof geworden – gemeinsam mit sieben anderen Bischöfen das Mahnmals am Ort des damaligen Geschehens einweihen!

Seit der Errichtung dieses Mahnmals wirken Zollitsch und Lauber in ihrem Bemühen um Dialog und Verständigung zusammen. „Es gehe darum nicht zu vergessen, aber man müsse bereit sein zu vergeben, aufeinander zu zugehen, Vertrauen zu fassen und die Zukunft gemeinsam zu gestalten“, meinte Erzbischof Zollitsch beim Gottesdienst in Pertenstein. Nur so könne ein neues Europa entstehen. Für dieses Projekt wurde am 27. Mai 2013 im Erzbischöflichen Ordinariat in Freiburg eine „solide juristische Basis“ gegründet:

DR.-ZOLLITSCH-AKADEMIE e.V.

"Glaube – Erinnerung – Zukunft“

Der Verein mit Sitz in Freiburg ist selbstlos tätig (Mitglieder erhalten keine Zuwendungen aus Mitteln des Vereins) und  die Vorhaben sind sehr ambitioniert:

Durchführung von Veranstaltungen, die dazu dienen, jungen Menschen – insbesondere in der Region Batschka/Serbien, der Herkunftsregion von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch – umfassendes wahrheitsgetreues Geschichtswissen zu vermitteln, das den Weg zu einem friedfertigen Europa der Nationalitäten, Sprachen und Religionen ebnet.

  • Unterstützung all jener gemeinnützigen christlichen, karitativen, sozialen, kulturellen, und gesellschaftlichen Vereinigungen und Institutionen, die sich um die Rettung und Bewahrung von Kirchen, Kapellen, Friedhöfen, religiösen Mahnmalen, historischen Gebäuden und gemeinnütziger Einrichtungen bemühen und wertvolle Kulturgüter der Öffentlichkeit zugänglich machen.
  • Förderung des Europagedankens und der internationalen Gesinnung durch die Einrichtung, Förderung und Unterhaltung einer Dr.-Zollitsch-Akademie.
  • Schaffung internationaler Begegnungsstätten, in denen generationsübergreifend Fachtagungen, Seminare, Schulungen, Zusammenkünfte, Kurse und Veranstaltungen organisiert und durchgeführt werden können, die in freundschaftlicher Atmosphäre regen Gedankenaustausch ermöglichen und spürbaren Gemeinschaftsgeist erzeugen und vertiefen.
  • Förderung von Publikationen in Broschüren, Zeitschriften, als Buch und im Internet.
  • Unterstützung hilfsbedürftiger Personen in der Herkunftsregion von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch.

... und vielleicht wird eines Tages auch eine Stiftung daraus.

Gründungsmitglieder (v.l.n.r.):  Hans Lauber (Vorsitzender-Stellvertr.), Johann Krumpholz (HOG Kolut),  Domdekan Msgr. Andreas Möhrle, Adam + Agnes Kupferschmidt (HOG Filipowa), Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Peter Blaha (HOG Hodschag), Pfarrer Michael Maas, Prof. Dr. Rainer Bendel, Dipl. Theol. Thomas Gedemer (Vorsitzender), Dr. Kilian Friedrich, Dipl. Theol. Udo Schnieders (als Fotograf nicht im Bild).

Geburtstagsbitte von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch

(75. Geburtstag im August):

Unterstützen Sie mit ihrer Spende die Initiative „Glaube – Erinnerung – Zukunft“.

Sie errichtet in der serbischen Geburtsregion des Erzbischofs eine Begegnungsstätte für junge Menschen, um den Weg für eine internationale Gesinnung und ein friedfertiges Europa im Geist des Evangeliums zu bereiten.

Spendenkonto:  Bank für Sozialwirschaft

Kto.-Nr.: 9939910343 / BLZ: 660 205 00 / Kennwort: Bischofsgeburtstag

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Text & Fotos: Johann Krumpholz (Pertenstein- Artikel nach Hans Eder, Chiemgau Online)

i HOG = Heimatortsgemeinschaft