KRUSCHIWL - Von zweihundert Häusern sind nurnoch zehn übrig!

Ein ehemals fortschrittliches Dorf wurde zum Ruinendorf

(Zlata Vasilijević, Blic 25.12.2010)

 Eingebettet in die Felder zwischen Gakovo und Stanišic liegt das Dorf Kruševlje  (Kruschiwl),  das einst Beispiel eines fortschrittlichen und schön gestalteten Dorfes war. Dort lebten 1.000 Bewohner, es lag an der Bahnlinie, hatte eine Kirche und Gassennamen mit Nummerierung, es besaß ein Haus der Kultur und einen Betrieb zur Seidenverarbeitung; jetzt aber existieren dort nur mehr einige zehn Häuser mit etwa 20 Einwohnern.

In den 70er Jahren wurde die Schule aufgelöst, in den 80er Jahren stellte das Kaufhaus seinen Betrieb ein, da begannen die Bagger ihre Arbeit indem sie viele Häuser und die Kirche zerstörten. Von einigen hundert festen Häusern sind nur mehr Ruinen vorhanden. Wem die Häuser gehörten, in denen die restlichen Ortsbewohner leben, das kann niemand sagen.

Offensichtlich gehören die Häuser der landwirtschaftlichen Genossenschaft „Granićar“ und solange Mile Jerkovic deren Inhaber war, gehörte das Dorf ihm. Die Bewohner haben sich ernst und spaßhalber gefragt, ob denn Mile mit dem Kauf der Gründe und der Häuser auch sie gekauft hat.

Wenn auch das Dorf auf halbem Wege zwischen Gakovo und Stanišic liegt, die Bewohner wendeten sich lieber an Gakovo.

Nach dem Weggang der Deutschen in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts siedelten sich Arbeiter aus dem „Granićar“ von Gakovo an, sie kamen in der Mehrheit aus dem Süden Serbiens. Kruševlje war noch in den fünfziger und sechziger Jahren eine Gemeinde von mehr als 200 Häusern, eingeteilt in vier Gassen. Die Straßen waren mit Steinpflaster besehen, es gab ein Kaufgeschäft, ein Jugendheim, eine Schule, einen Bahnhof, so erinnert sich Zlata Milosavljević ihrer Jugendzeit und eines schönen Lebens in Kruševlje.

Gegen Ende der siebziger Jahre wurde die Schule geschlossen und anfangs der achtziger Jahre auch das Kaufgeschäft. Von da an verließen viele das Dorf und ihre Häuser begannen zu verfallen. Die verbliebenen Dorfbewohner erinnern sich nicht mehr, wer die Erlaubnis zum Einriss der Häuser gegeben hat. Ein um das andere schwäbische Haus und auch die Kirche fielen dem Ansturm der Bagger zum Opfer. Die Ziegel und andere Baumaterialien wurden zum Bau der Stallungen und Schupfen verwendet. Unlängst wurde noch ein Haus zerstört, das Material wurde zur Aufschüttung der Feldwege benützt. Vom Ansturm der Bagger blieben einige zehn Häuser in der Hauptstraße verschont, in denen leben jetzt etwa zwanzig Bewohner.

Meine Kinder sind die jüngsten im Dorf. Meine Tochter ist Lehrerin der achten Klasse in Gakovo. Mein Sohn besucht die Mittelschule in Sombor. Ihn muss ich jeden Tag von Gakovo abholen. Hier ist das Leben schwer, man kann aber nur schwer etwas Besseres oder Leichteres finden. „Würde die Regierung jenen Hilfe leisten, die sich mit der Landwirtschaft befassen“ sagt Ivica Fabijan, dessen Großvater aus Pecinac nach Kruševlje gekommen war.

Die wenigen Bewohner beklagen sich, dass es schon länger als zehn Jahre kein Brunnenwasser mehr gibt, sondern nur die Wasserleitung. Eine Straßenbeleuchtung, aber die Bewohner müssen selbst den Leuchtmast erklettern, um die kaputten Lampen zu wechseln. Es scheint, als hätte jemand absichtlich gewünscht, dass Kruševlje zugrunde geht.

Für die Gemeinde Gakovo sind wir die Letzten, um die sie sich kümmern. Selbst als wir Eigenleistungen erbrachten, das Dorf hat davon nicht profitiert, keine gemeinsame Investition ist zu uns gedrungen. Als wir Arbeit hatten und verdienten, bekamen wir keine Erlaubnis ein Haus zu bauen, in dem man bequemer leben kann – so sagt Milojko Milosavljević.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten in Kruševlje 1.000 Menschen, und Kruševlje war an die Welt angeschlossen, es hatte eine Schmalspurbahn, eine Mühle, eine Seidenfabrik, eine Bibliothek und eine Volksschule. Nach dem die Deutschen verbannt waren, war das Dorf verlassen, bis man von „Granićar“ aus Gakovo Arbeiter angesiedelt hat.

Der deutsche Friedhof:

In Kruševlje war nach dem Zweiten Weltkrieg ein Vernichtungslager für Deutsche. Zwei Kilometer vom Dorf entfernt ist der Friedhof in dem 2.500 Menschen begraben sind, die in diesem Lager ihr Leben lassen mussten. Ihre Nachkommen besuchen ihn in den letzten Jahrzehnten und bezahlen für die Erhaltung des Friedhofes. Sie trugen auch dazu bei, den Weg zum Friedhof begehbar zu machen.