Prof. Wildmann in München: "Keine Vertreibung aus der Geschichte"

von Werner Harasym, Leiter der DKS, München 

„Der Verlust der Erinnerung an uns wäre unsere zweite Vertreibung. Die Vertreibung aus der Geschichte gilt es zu verhindern“, erklärte Prof. Georg Wildmann am 16. März 2011 in seinem Vortrag im Münchner Haus des Deutschen Ostens. Zu diesem Vortrag hatte die Donauschwäbische Kulturstiftung (DKS) gemeinsam mit dem VDA (Verband für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland), Landesverband Bayern geladen.

Nach einer Begrüßung von HDO-Direktor Dr. Ortfried Kotzian, einem Grußwort von Hermann Grimm, dem stellvertretenden VDA-Landesvorsitzenden, und einer Einführung des DKS-Vorsitzenden Werner Harasym sprach Prof. Wildmann über den von ihm erstellten Band III „Die Tragödie der Selbstbehauptung im Wirkfeld des Nationalismus der Nachfolgestaaten 1918-1944“ aus der von der DKS herausgegebenen Reihe „Donauschwäbische Geschichte“. Dabei stellte der Referent die Hypothese auf, der Nationalsozialismus hätte bei den Donauschwaben keine Chance gehabt, hätten Rumänien, Ungarn und Jugoslawien ein Konzept für Minderheiten entwickelt und nicht auf Assimilation gesetzt. „Diese Assimilationspolitik war die Wurzel der Unzufriedenheit. Mit dem Willen zur Selbsterhaltung und dem Blick nach Deutschland stieg ab 1933 auch der Einfluss des Nationalsozialismus“, so Wildmann, der im Anschluss seine Motivation verriet, sich seit Jahrzehnten in einer bewundernswerten Weise ehrenamtlich für die Donauschwaben zu engagieren. Der ehemalige Hochschulprofessor setzt sich seit 1975 intensiv mit der donauschwäbischen Geschichte auseinander. Der über 800 Seiten umfassende Band III stellt den Höhepunkt seiner zahlreichen Veröffentlichungen dar, die Arbeiten für Band IV (1944 bis heute), für dessen Erstellung ebenfalls Wildmann von der DKS beauftragt wurde, laufen bereits auf Hochtouren.

„Ich bin von einer jesuitischen Erziehung geprägt und da sind drei Dinge als Richtschnur entscheidend: Eignung, Neigung und Erfordernisse der Zeit. Und die Erfordernisse der Zeit waren und sind die Donauschwaben“, betonte Wildmann, dessen Ziel die Erstellung einer wissenschaftlichen Geschichte der Donauschwaben ist. Mit den Bänden III und IV der Reihe „Donauschwäbische Geschichte“ wird dieses Ziel erreicht. „Außerdem glaube ich an die Auferstehung der Toten und ich stelle mir manchmal vor, dass mich die unschuldigen Toten fragen: Was hast du beigetragen, dass wir nicht vergessen werden? Es war Fügung, dass du die Möglichkeit bekommen hast, einen Beitrag zur bleibenden Erinnerung an uns zu leisten. Da möchte ich wenigstens eine bescheidene Antwort geben können, denn auch unsere unschuldigen Toten der Verfolgung und Vertreibung haben das Recht, dass man sich ihrer in Ehren erinnert“, verwies Wildmann noch einmal darauf, dass eine Vertreibung aus der Geschichte verhindert werden müsse.

Anmerkung der Landesleitung:

Die drei bisher erschienenen Bände aus der Reihe "Donauschwäbische Geschichte" lauten:

Band I:   Das Jahrhundert der Ansiedlung (1689-1805)

Band II:  Wirtschaftliche Autarkie und politische Entfremdung (1806-1918)

Band III: Die Tragödie der Selbstbehauptung im Wirkfeld des Nationalismus der Nachfolgestaaten (1918-1944)

Die Bücher können bei der Landesleitung zum Sonderpreis von â,¬ 20,00 (zzgl. evtl. Versandkosten) bezogen werden. Von Band I und II sind nur mehr Reststücke vorhanden.