Alle Stationen meines Lebens - von Katharina Weitmann

Katharina Weitmann, geb. Rothen, am 05.März 1943 in Tschestereg-Serbien, Haus Nr. 51

Am 18. April 1945 wurden wir alle von den Partisanen (Untergrundorganisation) im Auftrag Titos enteignet und ich kam zweijährig mit meiner Mutter Barbara Rothen, den Großeltern Weißmann Martin und Anna, sowie Onkel Nikolaus und Cousin Janny Weißmann in ein Aufenthaltslager. Wir durften nur das mitnehmen was wir auf dem Leibe trugen. Meine Mutter meinte es besonders gut und zog mir ein zweites Kleid an, doch auch dieses musste ausgezogen werden und meine goldenen Öhrgehänge rissen sie mir von den Ohren. Da eines davon klemmte, rissen sie so stark, dass ich blutete.

Zu der Zeit wussten wir nicht, wo mein Vater und mein Bruder waren. Von dort sind wir am 01. Oktober 1945 nach Rudolfsgnad ins Todeslager, an der Theiß liegend, zu Fuß überstellt worden. Also viele Monate nach dem Krieg. Es folgten 36 1/2 schlimme Monate mit viel Entbehrung und Hunger. 23.000 Volksdeutsche aus dem Banat, bestehend aus Frauen, Kindern und alten Menschen wurden dort zusammengepfercht und unter grausigen Bedingungen eingesperrt. Rudolfsgnad ist von jedem Verkehr mit der Umgebung abgesperrt worden. Von auswärts durften keine Lebensmittel gebracht werden, kein Besuch, keine Post. Deutsche Menschen wurden in Massen liquidiert, oder man ließ sie einfach verhungern. Im Dezember 1945 haben wir an 4 Tagen aufeinander ( 24-27 Dez.) überhaupt keine Nahrung bekommen. Im Monat Jänner 1946 erhielten wir pro Kopf im Monat 7 dag Salz 223 dag Maisschrot, kein Fett kein Brot, kein Obst oder sonstiges. Das Gras und die Brennessel wurden verarbeitet, damit der Magen etwas bekam (ich kann deshalb bis heute noch keinen Spinat essen).Von den 23.000 Personen waren im Dezember bereits 7.000 gestorben an Unterernährung bzw. Ruhr oder Folterung. Frauen und Kinder über 10 Jahren wurden zu Zwangsarbeiten getrieben oder wurden gepachtet. Solche, die es wagten zu flüchten, wurden erschossen. Diese Einrichtung war nichts anderes als ein Sklavenhandel. Und doch hat es vielen Menschen das Leben gerettet, weil sie bei Außenarbeiten etwas mehr zum Essen bekamen. Die Toten wurden nicht auf dem Friedhof begraben, sie wurden täglich von meiner Mutter eingesammelt und auf einen Leiterwagen bis zum Tor gebracht und von dort haben die Partisanen sie in ein Sammelgraben verscharrt. Im Jänner 1946 waren es bis zu 113 Personen pro Tag. Mütter durften ihre toten Kinder nicht begleiten und Kinder nicht ihre toten Mütter. Kinder, die plötzlich keine Mutter und Großeltern mehr hatten, kamen in ein Kinderheim und wurden serbisch umerzogen und waren dem Tode noch mehr ausgesetzt. Der Hunger und die Entbehrung waren riesengroß und ich danke Gott dafür, dass ich überleben durfte. Im Banat hat es außer Rudolfsgnad noch 12 solche Todeslager gegeben.

Am 01. März 1948 wurden die Überlebenden entlassen. Wir, das heißt meine Mutter sowie Onkel Nikolaus und Cousin Janny suchten uns in der alten Bäckerei in Rudolfsgnad eine Bleibe bis 05. März 1950. Am 06. März 1950 übersiedelten wir nach Etschka. Dort besuchte ich die 1. Volksschule in serbischer Sprache (weil es nach dem Krieg keine deutschen Schulen mehr gab). In der Zwischenzeit hatte meine Mutter oft in Belgrad um eine Auswanderung angesucht, jedoch dies wurde immer abgelehnt.

Bis mein Vater Josef Rothen, der zwischenzeitlich in Linz wohnte, von der Volkspartei einen Tipp bekam, er möge Parteimitglied werden und man bemühe sich um Familienzusammenführung. Dies wurde prompt erledigt und ich kam mit meiner Mutter am 27. Juni 1951 mit dem Zug nach Linz in die Artilleriekaserne an. Es war um 22.00 Uhr, als ich meinen Bruder und Vater wahrgenommen habe, denn als ich sie beide das letzte Mal gesehen habe, war ich gerademal zwei Jahre alt, da blieb nicht viel Erinnerung. Meine Mutter schob mich voraus, doch ich wäre lieber einen Schritt zurückgegangen als einen voraus, denn die beiden Männer waren für mich fremd. Dort hausten wir

noch ein Monat mit den unangenehmen Wanzen, bevor wir nach Bindermichel zu den Amerikanern zogen, wo mein Vater eine Anstellung als Maurer bekam. Es war eine Kellerwohnung, aber uns ging es gut. Mutter hatte einen Schrebergarten, wo sie Gemüse anbaute und Mittags kochte sie für drei Kostgeher und Abends ging sie Babysitten. In dieser Zeit habe ich die zweite, dritte und vierte Volksschule in Spallerhof absolviert. In der Zwischenzeit haben meine Eltern ein Grundstück in Langholzfeld gekauft und den Keller (händisch ausgegraben) betoniert. So lebten wir drei Jahre in Bindermichel bis der Staatsvertrag unterschrieben wurde und die Besatzung nach Hause fuhr (l955). Jetzt standen wir vor der Alternative entweder in ein Lager, oder in den neu gebauten Keller zu ziehen. Wir haben uns für die letztere Variante entschieden, also in den Keller auf dem nur die Kellerdecke oben war und bei dem Raum, wo die Kellerstiege war , durfte noch kein Estrich gemacht werden, damit das Regenwasser versickern konnte. Es war der 28.Juli 1955, als wir nach Langholzfeld in die Dr.K.Renner Str. 12 siedelten. Nach und nach wurde mit den Ersparnissen am Haus weitergebaut. Ich besuchte je zwei Jahre die Hauptschule in der Raimundschule und die Europaschule in der Neuen Heimat. Gleich am nächsten Tag nach Beendigung meiner Pflichtschulen begann ich als Kaufmännischer Lehrling im Lebesmittelgeschäft bei der Fa. Leitner zu arbeiten an. Wie stolz war ich auf mein erstverdientes Geld gewesen. Monatsgehalt 29I,00 Schilling.

Nebenbei mußte ich drei Jahre die Berufsschule besuchen. Wärend meiner Lehrlingszeit begann ich bei Union Edelweiß mit dem Handballspielen ( Stürmerin am Großfeld), und bei ASV-Linz Leichtathletik.Meine Bewerbe waren Hochsprung, Weitsprung, Kugelstoßen, Speerwerfen,Staffellauf, Kurzstrecken und Langlauf. Spezialisiert war ich im Langlauf und stellte mit meinen Kolleginnen am 09.09.1959 einen Österreichischen Rekord der weiblichen Jugend in 3 mal 600 m Lauf, in der Zeit von 6:04 auf.

Als dritter Verein kam die donauschwäbische Volkstanzgruppe noch dazu, wo ich meinen Mann Ernst Weitmann kennen lernte.

Wir verlobten uns zu Weihnachten 1961, und heirateten am Pfingstsamstag den 09. Juni 1962 in der evang. Kirche H.B, Haidfeldstr. 6 in Hart. Vorher jedoch musste ich zum evang. Glauben übertreten.Somit lebe ich seit diesem Tag in dem Haus, das Ernst gebaut hatte. Auf Wunsch meines Mannes habe ich alle 3 Vereine aufgegeben. Nämlich ATSV-LINZ, UNION-EDELWEISS und die VOLKSTANZGRUPPE-Pasching. Unsere 1. Tochter Brigitte kam am 26. Februar 1963 zur Welt und Sabine am 28. April 1966. Armin unser Sohn am 06. Dezember 1967. Besonders große Freude habe ich mit unseren 6 Enkelkindern Katharina, Rosanna, Nora, Ruth, Roman und Markus. Mit ihnen habe ich schon viele schöne Stunden verbracht.

Meine Berufliche Zeit war zuerst Fa. Leitner 3. Jahre, dann l Jahr Fa. Neu Hans beide in der Neuen Heimat. Anschließend Fa. Leugner Lorenz in Langholzfeld jeweils Lebensmittelgeschäft als Verkäuferin. Dann wechselte ich in die Möbelbranche zur Fa. Dostal und anschließend für 11. Jahre Fa. Bergmann Polstermöbel, sowie Kika Möbel in Urfahr. Während der Kinderpause machte ich 3 Jahre für Fa. Optyl Schibrillen in Heimarbeit.

Im Laufe der Zeit habe ich einige Aktivitäten ausgeübt:

Leichtatletik bei ATSV Linz 6. Jahre von 1957 bis 1962 , Handball bei Union Edelweiß 5 Jahre von 1958 bis 1962.

Chöre: Kinderchor in Linz 2 Jahre v. 1953 u. 1954, Jugendchor in der Neuen Heimat 2 Jahre v. 1957 u. 1958, Evang. Kirchenchor in Hart seit 12. Juni 1962 bis heute.

Kulturverein Doppl-Hart von Jänner 1992 - Dezember 2004, 13 Jahre

Gemeindevertreterin der evang. Kirche H.B. seit 1988 bis heute.

Handarbeitsrunde: seit September 1989 leite ich diese Gruppe bis heute

Tanzen: Donauschwäbische Volkstanzgruppe Pasching 5 Jahre v. 1960-1965, Volkstanzgruppe Öedt-Traun auch 5 Jahre v. Jänner 1996- Dez. 2000.

Meine Ausbildung zur Seniorentanzleiterin habe ich im Jahr 1998 im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl am Wolfgangsee begonnen und am 13. Mai 2000 das Zertifikat erhalten.

Seit 15. 03.1999 leite ich meine erste Tanzgruppe bis heute, seit 26.09.2001 meine zweite TG bis heute, seit 26.09.2002 meine dritte TG bis heute, seit 14.09 2004 die vierte TG

Vorstand bei den Donauschwaben in Oberösterreich: seit 11.11.2002 bis heute

Am 12. 02.2007 bekam ich vom Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer die Verdienstmedaille des Landes Oberösterreich im Steineren Saal überreicht.

Auch Reisen ist ein Steckenpferd von mir, wo ich schon vieles Schöne gesehen und erlebt habe. Natürlich kommt meine Liebe zur Natur in Form als Hobbygärtnerin oft zum Einsatz.