1949 - Pionierzeit des Maisanbaues in Oberösterreich

Die donauschwäbischen Pflanzenzüchter leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Landwirtschaft in Oberösterreich nach 1945 am Beispiel der Geschichte des Oberösterreichischen Maisbaues.

Bis zum Jahre 1945 war die Maisanbaufläche in Oberösterreich nie über 25 ha angestiegen. Es waren vorwiegend Silomaisflächen, die nicht rechtzeitig geerntet wurden.

1944 und 1945 kamen Flüchtlinge, Donauschwaben, aus den Südoststaaten nach Oberösterreich. Vertraut mit der Kultur der Maispflanze, bewogen einige, ihre neuen Arbeitgeber zum Körnermaisbau. Diese Maisanbauversuche waren jedoch von vornherein zum Scheitern verurteilt. Anbau-, Pflege- und Erntemaschinen, sowie Trocknungsanlagen standen nicht zur Verfügung, und die vorhandenen Sorten, die Silomaissorten, waren für Oberösterreich viel zu spät reif.

Im Jahre 1949 nahm die Versuchsstation Lambach der Bundesanstalt für Pflanzenbau Wien ihre Tätigkeit auf. Der Versuchsstellenleiter, Ing. Matthias Schwarz und die meisten Arbeiter und Angestellten waren Donauschwaben.

Neben anderen Kulturpflanzen standen zum ersten Mal in Oberösterreich auch Körnermaissorten in einem Exaktversuch. Die Ergebnisse waren unerwartet gut. Der Erfolg wiederholte sich auch in den darauf folgenden Jahren. Ertragsausfälle gab es nur selten.

1952 wurden die ersten amerikanischen Hybrid-Maissorten in Prüfung gestellt. Im Vergleich zu den damals bekannten, freiblühenden österreichischen Sorten zeigten sie zahlreiche Vorteile und brachten bis zu 35 Prozent höhere Erträge.

1959 war durch die zehnjährigen Versuche eindeutig nachgewiesen, dass auch in Oberösterreich die natürlichen Voraussetzungen für eine intensive Körnermaiskultur gegeben sind, und dass vom pflanzenbaulichen Standpunkt aus einem großflächigen Körnermaisbau in diesem Bundesland nichts mehr im Wege stand.

Während die Versuchstätigkeit fortgeführt wurde, empfahl lng. Schwarz zum ersten Mal den interessierten Bauern in Vorträgen, Fachartikeln und bei Führungen durch die Versuchsfelder, Körnermais in die landwirtschaftliche Fruchtfolge einzubauen. Nur zögernd – was durchaus begreiflich war – griff der Bauer nach der lang ersehnten „dritten Frucht“. Erfolge, aber auch Rückschläge blieben nicht aus. Noch galt es, Erfahrungen und Erkenntnisse zu sammeln. Die ersten Maisbauern kamen aus den Reihen der fortschrittlichen Landwirte; es waren Besitzer der mittelgroßen bis großen Familienbetriebe. Sie hielten sich an die empfohlenen Kulturanleitungen und unbelastet von einer bestimmten Anbautradition, begannen sie schon nach einer verhältnismäßig kurzen Anlaufzeit mit einem voll mechanisierten, intensiven Körnermaisanbau.

Die Anbaufläche wuchs vom Jahre 1960 bis heute von 60 auf über 100.000 ha.

Auf der Versuchsstation Lambach-Stadl Paura wurden nicht nur Maissorten, sondern ebenso genau, hunderte Sorten anderer landwirtschaftlicher Kulturpflanzen, wie z.B. Tomaten, geprüft. Auch die dabei gewonnenen neuen Erkenntnisse wurden den Interessenten weitergegeben.

Der Einfluss der Versuchsstation auf die praktische Landwirtschaft Oberösterreichs und weit darüber hinaus war bedeutend. Tausende Jungbauern, Bauern, Schüler, Studenten, Pflanzenzüchter, Genossenschafter, Kammerbedienstete, Ingenieure, Fachlehrer, Techniker, Chemiker, Botaniker u. a. besuchten die Versuchsstation. Sie wurden in ausführlichen Führungen über die Versuchsergebnisse und über den neuesten Stand der landwirtschaftlichen Wissenschaft auf dem Gebiet des Pflanzenbaues unterrichtet. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden auch in zahlreichen Artikeln und in über 300 Fach- und Lichtbildervorträgen, zu denen Ing. Schwarz u. a. von den Jugendorganisationen, den Bauern, den Kammern und Genossenschaften, sowie in Schulen, Fachklubs, Absolventenverbänden, Maschinenringen eingeladen wurde, weitergegeben.

So haben die Donauschwaben auch zum Fortschritt im landwirtschaftlichen Pflanzenbau und somit zur Intensivierung der Landwirtschaft einen ganz wesentlichen Beitrag geleistet.