15.10.2010 - "Der vergessene Völkermord"

Die beiden Damen Ann Morrison, eine Amerikanerin, und Anita Paré, der Abstammung nach eine Banaterin aus Molidorf, unternahmen zwischen 22. September und 15. Oktober 2010 eine Dokumentationsreise zu allen Zentren der Donauschwaben, die sie erreichen konnten.

Es war ein gewaltiges Reiseprogramm. Von Frankfurt aus trafen sie auf führende Landsleute und betagte Wissensträger der Erlebnisgeneration. Speyer, Karlsruhe, Sindelfingen, das Zentralmuseum in Ulm, München, die Heimatstube in Braunau, Landsleute in Wien, der Weg führte über Budapest nach Kikinda im Banat und hierauf nach Betschkerek.

Der dortige deutsche Verein bewirtete sie und Bischof László Németh empfing sie zum Interview. Über Budapest führte sie der Weg nach Linz, wo sie am 6. Oktober Obmann Ing. Anton  Ellmer  und Dr. Georg Wildmann über deren Lager- und Fluchtschicksal vor laufender Kamera berichten ließen. Nach Besuch des Heimatmuseums in Vöcklabruck ging es weiter über Nürnberg bis Oberhausen und Essen.

Der Sinn der fast vierwöchigen Reise lag im Bestreben, möglichst viele Donauschwaben, die noch Vertreibung, Verfolgung und Lagerinternierung, Zwangsarbeit und Russlanddeportation mitgemacht haben, im Interview in Wort und Bild filmisch festzuhalten.

Die Kunde vom Völkermord, der an den Donauschwaben des vormaligen Jugoslawien verübt wurde, ist im öffentlichen Bewusstsein der USA-Amerikaner und der Kanadier so gut wie nicht vorhanden und wird auch in der Presse nicht behandelt. Daher nennt sich Unternehmen The forgotten genocide, zu deutsch: Der vergessene Völkermord.

Die Initiative ging von Frau Ann Morrison aus, die in St. Louis den deutschen Klub kennenlernte und in Begegnungen mit Donauschwaben von deren Schicksal erfuhr.

Da sie, nachdem die Kinder erwachsen waren, ein Spätstudium begann, schrieb sie eine Arbeit über das Schicksal der Donauschwaben im Gefolge des Krieges und setzte das in einen dokumentarischen Film um, der auch bei den Donauschwaben in den USA Anklang fand.

Sie entschloss sich daher, in professioneller Form weitere dokumentarische Filme zu machen. Nach dem nun in Europa gewonnen Material sollen es sechs bis sieben Streifen werden, die das Völkermordgeschehen auch mit Hilfe der Berichte Überlebender dokumentarisch festhalten sollen.

Frau Anita Paré ist in Windsor in Kanada zu Hause. Noch vor Absolvierung ihrer Schulzeit ging es familienbedingt nach Kanada. Sie ist, weil in Deutsch perfekt, mit viel Übersetzungsarbeit beschäftigt. Sie erwies sich als tüchtige Organisatorin des bewundernswerten Unternehmens und bei den Aufnahmen als kongeniale Simultanübersetzerin der in Deutsch gesprochenen Erlebnisberichte, da Frau Morrison kein Deutsch spricht. Als Chauffeur und Filmtechniker war Ralph Hoffarth mit von der Partie. Man darf hoffen, dass Frau Ann Morrison die nun fällige Aufarbeitung des Materials bestens gelingt. Es wäre ein großer Dienst an unserer Landsmannschaft.

Kontakte: Ann Morrison, 5480 Chatfield Dr., St. Louis, MO, 63129 USA. Ihre Website:  www.annsfilms.com und E-Mail: ann5480(at)att.net  

Anita Pare, 3044 Grandview, Windsor, Ontario, Canada N8T 2L9. Ihre E-Mail: parea5o7(at)live.ca   und  Website www.molidorf.com