Enthüllung und Segnung des Denkmals der Heimatvertriebenen in Marchtrenk am 25. Oktober 2008

von Prof. Dr. Georg Wildmann

Im Beisein von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, Altbischof  Dr. Maximilian Aichern und Pfr. Mag. Gerhard Grager (in Vertretung von Superintendent Dr. Gerold Lehner) fand am 25. Oktober 2008, dem Vorabend des Nationalfeiertags, in Marchtrenk im Rahmen einer eindrucksvollen Feierstunde die Segnung eines Denkmals der Heimatvertriebenen statt. In Marchtrenk haben besonders viele Heimatvertriebene gesiedelt, so dass der Ort, wie Bürgermeister F. Kaspar betonte, sich seit Kriegsende an Bewohnern im besten Einvernehmen zwischen Neusiedlern und Alteinheimischen verdoppelt hat.

Obmann Ellmer erwähnte in seiner Eröffnungsansprache, dass die Errichtung des Denkmals im Jahre 2008 in Verbindung stehe mit historischen Ereignissen von vor 60 Jahren. Es waren dies die Auflösung der Arbeits- und Konzentrationslager im damaligen Jugoslawien, die Konvention der UNO über die “Verhütung und Bestrafung des Völkermordes“ und die „Erklärung der Menschenrechte“ durch die Vereinten Nationen und

dass das Denkmal bestimmt ist, an die unmenschlichen Strapazen bei der Flucht, Vertreibung, Verschleppung und während der Internierung, sowie an die hunderttausende dabei und in den Vernichtungslagern elend zu Tode gekommenen Menschen zu erinnern.

Das Denkmal stellt eine Kombination dreier Granitsäulen dar, so dass sich als Außenseite  fünf vertikale Flächen ergeben. Diese tragen Inschriften, die Fluchtschicksal, Eingliederung, Gegenwart und Zukunftshoffnung der Heimatvertriebenen zum Ausdruck bringen.

Die Textierung ergab sich aus einem landsmannschaftlichen Ideentausch zwischen Rainer Ruprechts, Dr. Fritz Frank und  Dr. G. Wildmann.

 

Der Entwurf des Denkmals stammt von Sudentendeutschen Rainer Ruprecht unter Einbeziehung des von Frau Barbara Prinz entwickelten Gedankens, "Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" zur Darstellung zu bringen. Hergestellt wurde das handwerklich bestens gelungene von der Fa. „meilensten“,  Marchtrenk.

Wesentliche Initiatoren der Errichtung waren die Donauschwaben Stadtrat Paul Mahr und Landesobmann Ing. Anton Ellmer.

In seiner Festrede sagte Landeshauptmann Pühringer unter anderem, die drei Säulen des Denkmals erinnerten ihn an die drei Dimensionen der Geschichte:

Vergangenheit: Wer sie nicht kennt, ist gezwungen, sie zu wiederholen.  Das Land Oberösterreich feiert infolge der Gründung der I. Republik Österreich 1918 sein 90-Jahr-Jubiläum und erinnere an den Zusammenbruch Alteuropas.

Gegenwart: Das kommende Jahr 2009 erinnere an 20 Jahre zurückliegenden Zusammenbruch des Kommunismus und damit an das Ende jenes System, auf das die Vertreibung in erster Linie zurückgeht. 1989 ist ein Jahr der späten Genugtuung für die Heimatvertriebenen. In der Überschau überrascht doch die Erkenntnis, wie rasch sich Geschichte entwickeln kann.

Zukunft: Nun gehe es um die Zukunftsrolle Österreichs innerhalb der Europäischen Union. Die Grenzbalken sind gefallen. Da bleibe nur der besondere Wunsch:

„Die Grenzbalken der Herzen mögen fallen - dieses Denkmal der Heimatvertriebenen soll daher an Flucht, Vertreibung und Verschleppung erinnern, der Opfer gedenken und damit ein starkes Zeichen gegen das Vergessen sein“.

Altbischof Aichern sagte, die katholische wie die evangelische Kirche Oberösterreichs danke den Heimatvertriebenen besonders dafür, dass sie vorbildliche Stützen des gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens gewesen seien,  und wörtlich: „Bleibt dem aktiven Glauben treu!“

Die Segnung erfolgte in ökumenischer Gemeinsamkeit. Die musikalische Begleitung leistete in gekonnter Weise die Musikblaskapelle Marchtrenk. Nebst den Ehrengästen und den Abordnungen der beiden Marchtrenker Feuerwehren gaben an die 400 Heimatvertriebene und Marchtrenker Bürger der bewegenden abendlichen Feier die Ehre.

Mit der Bereitstellung des Grundstückes und seiner erforderlichen Ausgestaltung zu einem kleinen Park bekundete die Gemeinde Marchtrenk ihre positive Einstellung zur Realität: Ihr Heranwachsen zur Stadt durch Integration von Menschen, denen sie neue Heimat bot.

Das Land Oberösterreich hat mit dem Denkmal der Heimatvertriebenen nach der Schaffung des offiziellen Erinnerungstages und der Übernahme der Patenschaft über die Heimatvertriebenen einen weiteren Höhepunkt seiner seit je her vorbildlichen Integrations- und Erinnerungskultur gesetzt und kann dadurch einer weit über den lokalen Raum hinausgehenden Beachtung gewiss sein.