Begabte Künstler dokumentierten als Zeitzeugen den schicksalsschweren Weg ihrer donauschwäbischen Volksgruppe

von Erich Ortmann, Ingrid Lauermann

Eine faszinierende Künstlerausstellung mit einzigartigen Exponaten donauschwäbischer Meister in der Malerei und Bildhauerei wurde anlässlich des Dankfestes "60 Jahre Donauschwaben in Oberösterreich" im Oktober 2004 in der Kürnberghalle Leonding und anschließend im Landeskulturzentrum Ursulinenhof den Festbesuchern und der Öffentlichkeit präsentiert.

Damit wurde ein Einblick in die 250-jährige Geschichte der Donauschwaben mit ihren Aufbauopfern an der mittleren Donau und der Tragödie ihrer Vertreibung durch den 2. Weltkrieg aus ihrer alten Heimat gegeben.

Mit dem Leitwort der Ausstellung "Die Donauschwaben als Brückenbauer für ein friedliches Europa" ist eine anspruchsvolle Thematik gewählt worden. Haben doch die Donauschwaben auf ihrem geschichtsschweren Weg den Garten Eden in Südosteuropa im Auftrag der Habsburger geschaffen und dort eine herausragende Pionierleistung zur Friedenssicherung und Kulturarbeit geleistet. Dort waren sie ein Beispiel für ein friedliches Zusammenleben in multiethnischen Kulturen. Trotz vielfacher Unterdrückung ließen sie sich nie entmutigen, ihre angestammte Tradition geradlinig vorzuleben.

Nach den schrecklichen Tragödien mit dem zu Ende gehenden 2. Weltkrieg mit dem hohen Tribut der Donauschwaben haben sie neuerlich mit der Verabschiedung der "Charta der Vertriebenen" bereits im Jahre 1950 den Weg für ein friedliches und neues Europa mitgestaltet. Hervorragende Künstler der Donauschwaben haben auf hohem Niveau ihr Schicksal, den historischen Weg und die Kultur ihres Volksstammes dokumentiert.

In Anbetracht der Verfolgung und Vertreibung vieler Künstler dieser Ausstellung sind deren Werke für die Nachwelt als Schatztruhe einzustufen. So dürfen wir getreu den Aufruf des großen Orcydorfers Universitätsprofessors Dr. Dengl aus dem rumänischen Banat für eine wertorientierte Kulturtreue aus der Herkunft weitergeben:

          "Behütet mit Treue und verehrender Liebe die kostbaren Überlieferungen eurer Ahnen

                                   und verwaltet getreu das geistige Erbe eurer Väter."

In tiefer Verbeugung und Dankbarkeit vor unseren donauschwäbischen Künstlern wollen wir das an uns und unsere Nachfahren übergebene Kulturerbe in Ehren halten und damit unsere alte Heimat im Herzen bewahren.

Wenn wir hier einzelne herausragende Künstlerpersönlichkeiten mit ihren so kostbaren Werken in den Vordergrund stellen, so sollen diese stellvertretend die ehrwürdigen Plätze für alle Meister der donauschwäbischen Kunst einnehmen. Alle zusammen bilden das Mosaik einer zu Ende gehenden und einst blühenden Kultur, die es verdient, in der europäischen Geschichte einen Ehrenplatz einzunehmen.

Stefan Jäger

Geboren 1877 in Tschene, gestorben 1962 in Hatzfeld, rumänisches Banat.

 Sein, vor allem für die Banater Schwaben hinterlassenes Lebenswerk ist aus einer echten humanistischen Gesinnung entstanden. Es verband in künstlerischer Weise alle an der unteren Donau angesiedelten Deutschstämmigen zu einem einheitlichen Bekenntnis, gleichwohl ob diese sich im Banat, in der Batschka, in Syrmien oder sonst wo als Donauschwaben bekannten.

Stefan Jäger hat es meisterhaft verstanden, die Chronik des Banates in aller Vielfalt mit seinen Bildern umzusetzen. Seine so in leuchtenden Farben und die in herzerquickender Atmosphäre überlieferte Beschaulichkeit erfreuen uns immer wieder.

So ist es unumstritten, was Kunstexperten über Jäger an uns vermitteln: „Es war kein anderer Maler, Heimatdichter und Schriftsteller imstande, was ihm so lebensecht und wahr mit dem Lebendigen von Land und Leuten in seiner farbenprächtigen Palette gelungen war“.

Der „Schwabenmaler“ Jäger als Meister der Aquarell-, ÖI- und Gouachetechnik schrieb mit dem Pinsel die Geschichte einer vergangenen Kultur, die mit seinen umfassenden Werken die Banater Seele, das Wesen, Sein und Werden widerspiegelt.

Herausragend sind seine schicksalsentscheidenden Darstellungen aus der Geschichte seines Volkes, die als Erinnerungssymbole in vielen donauschwäbischen Familien verehrt werden. Das Öltriptychon „Die Einwanderung der Schwaben“ schenkte uns Jäger in mehreren Fassungen und Reproduktionen. Seine Entstehung begann mit der Studienreise 1906 nach Deutschland und wurde in einem Zeitraum von bis zu 4 Jahren an verschiedenen Orten vollendet.

 

Sebastian Leicht

1908 in Batsch-Brestowatz, Batschka, Jugoslawien geboren. Verstorben 2002 in Passau.

Zahlreiche Auszeichnungen wurden Leicht für seine künstlerischen Leistungen ausgesprochen.

Die Donauschwaben verdanken ihm mit der Themengestaltung des pannonischen Menschen und den Schicksalsdokumentationen, namentlich der „Donauschwäbischen Passion“, eine außergewöhnliche Überlieferung in zahlreichen Darstellungen.

Seine stilistische Hauptrichtung war der „expressive Realismus“ in den unterschiedlichsten Techniken. Leicht war ein Meister der Tusche-Feder-Zeichnung. Er hat in seinen Bildern das Selbsterfahrene und das von seinen Landsleuten Geschilderte nacherzählt und nacherlitten.

Es fällt auf, dass seine Werke keine ideoligischen Botschaften enthalten. Es liegt kein Schrei nach Rache in den Bildern, wohl aber das Fühlen mit den Opfern.

Das Weltgewissen möge sich regen und im geschichtlichen Bewusstsein der Europäer sollte das an seinem Volksstamm geschehene Unrecht anerkannt werden.

 

 

 

Professor Robert Hammerstiel

Geboren 1933 in Werschetz, Jugoslawien. Lebt in Ternitz, N.Ö.

Mit seinen vielen Kunstwerken der Malerei und des Holzschnittes hat er zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland beschickt. Ihm wurden bedeutende Auszeichnungen für seine Leistungen zuerkannt.

Prof. Hammerstiel gestaltet seine Kunst aus dem Grauen seiner Internierung als 12–15-Jähriger in den Todeslagern, die von den jugoslawischen Machthabern zur Ausrottung der Donauschwaben errichtet wurden. Er malt gegen die Gewalt und den Verlust der Identität. In seiner Autobiographie „Von Ikonen und Ratten“ mit eigenen Zeichnungen schildert Hammerstiel die mit viel Glück überlebten Bedrohungen und Todesängste in den Todeslagern. Er beschwor in großformatigen Bleistiftzeichnungen die untergegangene multikulturelle Vitalität seiner alten Heimat. Anregungen aus der Ikonenmalerei, dem Expressionismus und der Popart verbindet Hammerstiel zu einer Synthese.

Herausragend in seinen Arbeiten ist die „Donauschwäbische Passion“, die im Nationalmuseum der Vojvodina in Novisad die Leiden der deutschen Volksgruppe dokumentiert. Eine Kopie davon ist in der wiederaufgebauten Friedhofskapelle von Rudolfsgnad als Totenehrung zu sehen. Diese Ausstattung der Gedächtniskapelle mit der „Donauschwäbischen Passion“ ist durch die traurige Todesbilanz der meisten Todesopfer in dem dortigen ehemaligen Internierungslager symbolträchtig.

 

Professor Oskar Sommerfeld

"Hirten am Lagerfeuer", "Fortissimo" und "Landschaftsidylle" von Prof. Oskar Sommerfeld

Geboren 1885 in Indija, Jugoslawien. Gestorben 1973 in Hofkirchen/Trattnach.

 Prof. Sommerfeld war der namhafte Darsteller seiner alten Heimat in Syrmien und wurde nach seiner kriegsbedingten Niederlassung zum künstlerischen Repräsentanten des Trattnachtales und des Hausruckviertels.

In mahnenden Werken hat er das Schicksal seiner heimgesuchten Volksgruppe dargestellt. Sein Bild „Die Flucht“ erinnert im Palais der Nationen in Genf an das Schicksal der vertriebenen Donauschwaben.

Seine Kunstrichtung war die Münchner Schule mit klarer Linienführung und strenger Raumkonzeption. Seine vielen einprägenden Werke sollten wir als geschichtlichen Einblick gegen bequemes Vergessen in Erinnerung bewahren.

 

Julius Stürmer

Er wurde 1915 in Karansebesch im Banater Bergland, damals Österreich-Ungarn geboren und lebt derzeit in Bayern.

Sein Lebensweg ist besonders durch schlimmste Verfolgungen und ungebrochene Schaffenskraft beeindruckend. Er hat als Kunsterzieher und Werbegraphiker in hohen Positionen in Rumänien und Deutschland gewirkt.

Julius Stürmer wurde 1946, kurz vor seiner Emigration in die USA, Opfer des sowjetischen Geheimdienstes. Er war 10 Jahre in ein Straflager (Gulag), jenseits des nördlichen Polarkreises, verbannt.

Seine Werke wurden zur Anklage gegen das Brutalregime des Bolschewismus. Damit legte er auf erschütternde Weise Zeugenschaft ab.

Julius Stürmer hat zahlreiche internationale Ausstellungen gestaltet und Auszeichnungen erzielt.

Vergessen wir nicht seinen ebenso als Künstler begabten Bruder Viktor Stürmer (1914 –1990).

 

 

 

 

 

Helga Zibert

Geboren am 2. März 1923 in Ruma, Syrmien, Jugoslawien.

Sie besuchte die Volksschule und das Gymnasium in Ruma. Nach der Flucht landete sie in Graz und arbeitete dort etwa 10 Jahre in den internationalen Flüchtlingsorganisationen.

In ihren Aquarellbildern und Ölbildern sind Natur und Kulturlandschaften festgehalten. Genaue Beobachtung, präzise Ausführung und positive Farbgestaltung sind charakteristisch für ihre Arbeiten.

Die Ikonen weisen jene Aussagekraft, jene Mischung von Güte und Strenge auf, die man sich von dieser reproduktiven Form des Malers erwartet.

 

 

 

 

 

 

Prof. Karl Fürst

Geboren am 13. April 1906 in Ruma, Syrmien, Jugoslawien.

„Das Ewige der Menschheit und der Natur gestalten“ ist der wichtigste Leitsatz des Künstlers.

Er studierte in Wien an der Akademie der Bildenden Künste. Bald wurde er mit der „Goldenen Heinrich Friedrich Füger-Medaille“ ausgezeichnet.

Fürst geriet in die sibirische Gefangenschaft, wo er auch viele erschütternde Fronteindrücke malerisch festhielt.

Fürst, der mit dem ländlichen Leben von Jugend auf stark verwachsen war, schuf den eindrucksvollen Zyklus "Bauernleben".

Am 31.3.1983 starb Prof. Karl Fürst in Graz und hinterließ der Stadt Wien (Albertina) und der Stadt Graz sowie dem Landesmuseum Joanneum, viele seiner Werke.

 


 

Ingrid Lauermann

Geboren am 7. Juni 1937 in Ruma, Syrmien, Jugoslawien. Verheiratet, vier Kinder.

Bauern- und Hinterglasmalerei, Stift Schlierbach. Seidenmalerei bei Renate Moran. Aquarellmalerei bei: Ritter, Welser, Silber, Raab und Stopper. „Aquarelle faszinieren durch ihre weich ineinander fließenden Farbflächen und transparenten Lasuren.“

Franz Kohler

Ein  Maler mit donauschwäbischen Wurzeln unter uns.

Als Kind einer Bauernfamilie wurde Franz Kohler 1937 in Jarmina, Jugoslawien, geboren. Wie viele flüchtete er 1944 mit seiner Mutter und zwei jüngeren Geschwistern nach Österreich. Der Vater wurde als Kriegsgefangener nach dem Krieg erschossen.

Die Wahlheimat wurde Gunskirchen, wo er auch heute noch lebt und arbeitet.

Franz Kohler erlernte das Malerhandwerk. Nach der Lehrzeit besuchte er die Meisterschule im Schloss Leesdorf  in Baden bei Wien. Von 1962 bis 1973 arbeitete er als selbstständiger Malermeister. Der Anlass, das Malerhandwerk zu erlernen, war sein zeichnerisches Talent und die fehlende Möglichkeit eines Studiums. Neben dieser Tätigkeit als Broterwerb war er künstlerisch tätig, besuchte auch Seminare und Kurse und erwarb sich ein gediegenes theoretisches Wissen und eine Verbesserung seiner Fertigkeit in den verschiedenen Techniken. Seit 1973 arbeitet er nur mehr als freischaffender Künstler.

Kohler malt gegenständlich und abstrakt. Er ist ein Meister in den verschiedenen Techniken, so im Zeichnen, Aquarell, Malerei in Acryl und Öl, Sgraffito, Fresko und Secco-Technik, Mosaik und Glasfenster. Auch als Bildhauer, ist er tätig. In zwei Kirchen sind von ihm entworfene Orgelprospekte verwirklicht. Er betrachtet seine handwerkliche Fertigkeit in den verschiedenen Techniken als Voraussetzung, seine künstlerischen Ideen verwirklichen zu können.

Seine gegenständlichen Motive kommen  aus seiner Umgebung, sind mythologischen oder sehr häufig  religiösen Inhalts. Zu seinem Glauben sagte der Künstler: „Wenn ich den nicht hätte, ginge ich zugrunde."

Die abstrakten Bilder beeindrucken durch Zusammenspiel und Leuchtkraft der Farben.

Der Maler Franz Kohler hat seinen eigenen Stil entwickelt und gefunden. Immer wieder findet man sein Bemühen, seine Personen und Themen in den Kreis einzuordnen.

Anerkennung findet seine Kunst durch weite Verbreitung. Über 100 Ausstellungen (die genaue Zahl weiß er nicht) zeigten seine Werke und machten ihn im Land immer mehr bekannt und geschätzt.  Eine große Retrospektive  fand 2007 im Stift Reichersberg statt, wo etwa 400 Werke gezeigt wurden. Die Eröffnung erfolgte durch den Herrn Altlandeshauptmann Dr. Ratzenböck.

Das Werksverzeichnis des Künstlers umfasst bereits über 9000 Bilder. Vertreten sind seine Arbeiten  in 7 Kirchen, 30 Sakralbauten, in 40 Gemeinden, in 90 Raikas. Geschätzt sind auch die Kalender, z.B. mit Federzeichnungen von Wels 1972, 1984 von der Raiffeisenkasse herausgegeben Schlösser und Kirchen (Aquarelle), 1993 Pferde (Rötelzeichnungen), 2000 Kremstaler Impressionen (Aquarelle und Federzeichnungen).

 

Josef Elter

Geboren 1926 in Kernei, Batschka, Jugoslawien. Gestorben 1997 in Traunstein, Waldviertel, N.Ö.

Josef Elter wurde 1954 zum Priester geweiht. Er war Dechant des Dekanates Ottenschlag, erhielt 1993 den Professorentitel und wurde 1994 zum Monsignore ernannt.

Er war ein Meister in der Bildhauerei mit hoher Originalität und Schaffenskraft. Allein in Traunstein hat er 200 Werke hinterlassen, die dort zugänglich sind.

Josef Elter hat zahlreiche internationale Ausstellungen gestaltet und Studienreisen absolviert. Seine Werke sind von vielen Ländern angekauft worden.

Als Kriegsteilnehmer und nach russischer Gefangenschaft waren ihm die Opfer seiner gefallenen Kameraden, der Verfolgung und Vertreibung ein Herzensanliegen.

Nach Elter ist "Kunst Ausdruck eines Erlebnisses, einer Idee, innerlich erlebte Glaubenswahrheit“.