Geschichte der donauschwäbischen Blasmusik in OÖ

von Sebastian Pollmann

Musizieren war in unserer alten Heimat ein wichtiger Bestandteil unseres kulturellen Lebens. Und so versuchten wir bald trotz der schwierigen Umstände des Lagerlebens im Lager 65 unsere Musik wieder aufleben zu lassen.

Unser Lager-Pfarrer Peter Fischer hatte 1948 einige Blasinstrumente zusammengebettelt und rief Musiker auf sich zu melden, um eine Kapelle zu gründen.

Tatsächlich fanden sich einige Männer, die mit der Musikprobe begannen. In kurzer Zeit wurden es immer mehr. Die ersten Proben fanden in einem Barackenraum bei der Sportunion Edelweiß statt. Es gab aber kein Notenmaterial, bis sich der leidenschaftliche Musiker Kaspar Heck einfand. Dieser schrieb sich die Finger wund bis das nötige Notenmaterial für alle Instrumente zusammen war.

Die ersten Gehversuche der Musikkapelle waren natürlich bei der Messe in der Kirche unseres Gönners Pfarrer Peter Fischer.

In Folge spielten wir auf dem Sportler-Ball von Union Edelweiß. Dann ging es Schlag auf Schlag: Das große Schwabentreffen im Jahr 1950 in Salzburg, die Schwabenbälle in der Turnhalle in Wels und im Märzenkeller in Linz, die Auferstehungsmesse im Lager 59, die Fronleichnamsprozession im Lager 65, die Kirchweihfeste im Lager 65 und Lager Haid und die Karlsdorfer Kirweih im Gasthaus Ammer/Keferfeld. Im Lager 2001 Wels spielten wir des öfteren zum Tanz auf. Gelegentlich wurden wir auch für Gartenfeste engagiert. So war die Donauschwäbische Blasmusik bald in aller Munde und unsere ganze Freizeit war mit Proben und Auftritten ausgefüllt.

Ein großes Problem für unsere Kapelle war die ständige Abwanderung der Mitglieder in aller Herren Länder. Als wir zum Beispiel einmal mit der DDSG nach Passau zum Treffen der Landsleute fuhren, mussten wir unsere Viersprachen-Ausweise abgeben (Pässe besaßen wir nicht). Trotz Absperrungen ist es einigen von uns gelungen, in der BRD zu bleiben, wie wir an den übriggebliebenen Ausweisen sehen konnten.

Im Dezember 1953 ereilte uns ein schwerer Schicksalsschlag. Es verstarb unser Kapellmeister und Kopf der Musik, Kaspar Heck, mit nur 34 Jahren.

Aber wir gaben nicht auf. Es fanden sich wieder beherzte Männer und wir gründeten 1954 den Blasmusikverein „Donauschwaben“ mit dem Obmann Herrn Obrovsky, Ehrenobmann Altbaumeister Heinrich Haller, Gönner und Ehrenpräsident Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleisner, der uns auch die Kappen und Schulterstücke (sogenannte Schwalbennester) spendete.

Der Uhrmacher und Juwelier des Lagers 65, Herr Helmlinger, wurde Schriftführer. Kassier und Archivar war Sebastian Pollmann, Kapellmeister war Hans Kleiner. Mit dieser Mannschaft spielten wir 1954 auch auf dem großen Schwabentreffen mit anschließendem Schwabenball im Märzenkeller.

Leider zerfiel auch dieser Verein durch Abwanderungen in die BRD, nach Kanada und die USA. Einen letzten Versuch mit dem Rest der noch verbliebenen Musiker startete Sebastian Pollmann mit der Gründung der Tanzkapelle „Astoria-Band“ für das Lager 65, die bis Anfang 1962 jeden Samstag im Lager zum Tanz aufspielte.Dann war auch damit wieder Schluss.

Den Startschuss für die noch heute bestehende Blasmusik in Langholzfeld (Pasching), die von Donauschwaben gegründet wurde, gab dann der Musiklehrer Franz Lochschmid, der in einem privaten Musikraum wieder mit einigen Musikanten anfing zu musizieren. Aus dieser Hobbygruppe entstand die heute noch bestehende und gut florierende Blasmusik Langholzfeld, bei der auch Sebastian Pollmann wieder aktiv war.

 

links: Aufmarsch am Linzer Hauptplatz mit Herrn Kleiner als Stabführer; rechts: Blasmusikkapelle Langholzfeld um 2002